Ortsteil Altenheim
Das Ortsteil Altenheim wurde im Jahre 888 erstmals urkundlich erwähnt und ist somit das älteste Dorf in der Gemeinde. Der Fisch im Wappen des Ortes weist auf die heute noch bestehende Fischerzunft und die Frühgeschichte hin, in welcher Altenheim als Fischerdorf geprägt war.
Das Rieddorf Altenheim kannte in seiner Geschichte viele Landesherren. Seit der ersten schriftlichen Erwähnung gehörte es der Herrschaft Lahr an und teilte deren Schicksal.
Durch Erbteilung, Verpfändung und Verkauf wechselte das Amt Lahr über die Grafen von Geroldseck und Saarwerden an die Herren Nassau-Saarwerden. Diese verkauften einen Teil der Lahrer Herrschaft mit Altenheim an das Haus Baden. Die Herrschaft Baden-Durlach vergab seinen Besitz weiter an Nassau-Usingen. Dort verblieb der Ort, bis Altenheim 1803 badisch wurde. Der neue Landesherr war nun Großherzog Karl Friedrich von Baden.
Im frühen Mittelalter teilten sich den Grundbesitz von Altenheim die eingesessene Bevölkerung mit einflussreichen Adelsfamilien der Ortenau und Straßburg. Neben dem Adel traten im 13. und 14. Jahrhundert die Klöster Gengenbach und St. Georgen als Grundbesitzer auf. Auch das Sankt Andreashospital in Offenburg war in Altenheim nachweisbar ab 1360 begütert. Mit der Erstarkung des Bürgertums im ausgehenden Mittelalter kam der ursprünglich reiche Grundbesitz des Adels an einheimische Bürgerfamilien.
Friedenszeiten mit wachsendem Wohlstand konnten nicht Schritt halten mit den ungezählten kriegerischen Ereignissen, Seuchen, Hochwasser und Epidemien. Vor 1500 waren es interne Händel mit den Adelsfamilien und Auseinandersetzungen der Bürger mit der Bischofsmacht Straßburg. Straßburg wuchs in jener Zeit zum Zentrum der Reformation am Oberrhein. Die Grafen von Nassau schlossen sich der neuen Lehre an und so wurde die Einführung der Reformation im Jahr 1567 ein Meilenstein in der Geschichte unseres Dorfes. Der 30-Jährige Krieg brachte hier wie in allen Teilen Deutschlands große Not über die Bevölkerung. Pfarrer Johann Henrich Büttner (1588-1669) hielt in seinen exakt geführten Büchern eindrucksvoll das Elend jener Zeit für die Nachwelt fest. Oft verließ damals die Bevölkerung das Dorf und lebte jahrelang auf den Rheininseln oder flüchtete nach Straßburg. Sogar eine kleine Kirche befand sich zeitweise auf einer dieser Inseln.
In den späteren Erbfolgekriegen suchten Franzosen und Kaiserliche wiederholt Land und Bewohner heim und preßten der Gemeinde hohe Kontributionen ab. Nachdem der französische Marschall Turenne, der zeitweise im Gasthaus "Krone" sein Quartier hatte, in Sasbach bei Achern gefallen war, entwickelte sich auf Gemarkung Altenheim ein schweres Rückzugsgefecht um eine französische Schiffbrücke. Die Schlacht dauerte vom 2. bis 3. August 1675 und forderte ca. 3000 Opfer. 1677 wird der Ort bis auf die Kirche und wenige weitere Gebäude durch Soldaten niedergebrannt. Die polnischen und österreichischen Erbfolgekriege bescherten neues Leid. Wieder nahmen französische, kaiserliche und ungarische Truppen das Land aus.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es endlich wieder ruhiger und die Bevölkerung konnte sich dem Aufbau ihres Dorfes widmen. 1797 wurde es aber schon wieder unruhig bei unseren französischen Nachbarn. Die Französische Revolution begann sich zu entwickeln. Aus jener Zeit liegt uns noch ein interessanter Bericht vor. Demnach wollten im April 1797 zwei Straßburger Redner im "Hirschen" die Revolution auch in das Ried tragen. Man hielt feurige Ansprachen und wollte einen "Freiheitsbaum" errichten. Irgendwie wollten sich die Altenheimer aber nicht befreien lassen, verboten die Erstellung des Baumes und sperrten die Heißsporne kurzerhand hinter Schloß und Riegel. Ganz so linientreu gab man sich in der Badischen Revolution 1848 nicht mehr. Wie überall in Baden, so erwachte auch bei den Altenheimern der Wunsch nach Freiheit. 75 Bürger schlossen sich in einer Bürgerwehr zusammen, es wurden Waffen, Uniformen, Trommeln und eine "Vaterländische Fahne" angeschafft.Unsere "Revoluzzer" exerzierten fleißig und rückten nach Rastatt aus. Jedoch waren die Preußen schon dort. Man versteckte sich zunächst in den Hanfpflanzungen und ging später, etwas kleinlaut, nach Hause. In der Folge wurde auch Altenheim preußisch besetzt und diese auf Gemeindekosten verpflegt.
Tragendes wirtschaftliches Element waren stets der Ackerbau und die Viehwirtschaft. Etliche Bauern pflegten auch die weithin bekannte Pferdezucht. Oft wurde zu der Landwirtschaft noch ein Handwerk ausgeübt. Sehr traditionsreich ist die Fischerzunft, ihre schriftlichen Unterlagen reichen zurück bis in das Jahr 1572. Die Rheinfischerei leistete einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung und in Straßburg verkaufte Fangüberschüsse waren eine willkommene Aufbesserung des Einkommens. Lange Zeit wurde in den Rheingründen auch das Goldwaschen betrieben. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich durch Manufakturen der gezielte Anbau von Handelspflanzen (Tabak, Krapp als Farbpflanze und Zichorien als Kaffeeersatz).
Sie erreichten zunächst nie die Bedeutung des seit ältester Zeit hier angebauten Hanfs. Erst durch die Importe aus den Kolonien wurde der Hanf zugunsten des Tabaks verdrängt. Die genannten Pflanzen waren begehrte Handelsgüter und brachten viel Geld in die Gemeinde. Im Jahr 1851 wurden in Altenheim 3000 Zentner Tabak und 800 Zentner Hanf zum Verkauf gebracht. Allein für den Tabak erlöste man 30 000 Gulden. Fruchtbare Böden, der durch Tulla gezähmte Rhein und der Fleiß der Bauern ließen das Ried zu Wohlstand kommen. Altenheim wird im Universallexikon des Großherzogtums Baden zu den reichsten Gemeinden des Landes gezählt. Trotz dieses Wohlstandes gab es viele Familien, die ihre Heimat verlassen mussten, um in der neuen Welt ein besseres Auskommen zu finden. Ursachen waren z.B. die Realteilung und der Kinderreichtum, Missernten taten ein Übriges. In mehreren Schüben wagten einige Hundert Altenheimer den Schritt auszuwandern.
Nach dem Ersten Weltkrieges wird das Elsass wieder französisch und der Rhein Grenze. Mehrere Jahre wurde Altenheim französisch besetzt und war Teil des Brückenkopfes Kehl. Gefallen sind über 90 Altenheimer. Der Zweite Weltkrieg brachte der Bevölkerung Evakuierungen und gegen Ende des Krieges schweren Artilleriebeschuss und Bombenabwürfe. Insgesamt waren 170 Opfer, darunter mehrere Zivilisten, zu beklagen. 5 Gebäude wurden total zerstört und 312 mittel bis schwer beschädigt. Ein großer Verlust war die Vernichtung der Weinbrennerkirche am 03. April 1945.
Die Bevölkerung machte sich mit Energie und Ausdauer an die Beseitigung der Kriegsschäden und Altenheim erhielt bald wieder sein gewohntes, schönes Ortsbild zurück.